Headerbild Posting Speed DM 2017

Ein dunkler Schatten lag über der Speed DM 2017 in Ballenstedt. Und damit sind nicht die Regenwolken gemeint, die Freitag und Samstagvormittag über den Flugplatz zogen. Nein, die geheim angesetzte Weltrekord Veranstaltung, die direkt im Anschluss an die DAeC Speed DM starten sollte, hatte im Vorfeld für einigen Unmut unter den Piloten gesorgt.

Jeder Speed Pilot, der an einen offenen und fairen Wettbewerb glaubte, wurde eines Besseren belehrt. Die hässliche Fratze der Klientelpolitik zeigte sich unverhohlen. Nehmen wir die sportlichen Leistungen der Piloten mal von der Kritik aus. Dennoch hat diese Weltrekord Veranstaltung die DM 2017 beschädigt. Um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen belassen wir es dabei, ohne in Details abzugleiten. Wie sagte unser ehemaliger Innenminister: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern!“. Hoffen wir mal, dass dies ein Ausrutscher bleibt und sich in der Form nicht wiederholt. Ich glaube fest an einen fairen und offenen Sport – immer noch!

Wenden wir uns den positiven Aspekten der Speed DM 2017 zu.

  • 25 Piloten in Summe, ein gut gefülltes Starterfeld
  • 9 Heli Piloten
  • F3-Speed A (bis 3,5ccm) erstmals seit Jahren wieder bei der DM vertreten

Jeder Pilot hatte die Möglichkeit in 2 unterschiedlichen Klassen zu starten. Das ergibt in Summe eine hohe Zahl an Startern pro Durchgang. Geflogen wurden bei den Verbrennern die Klassen A (3,5ccm), C (10ccm) und D (15ccm), bei den Helikoptern Elektro und bei den Flächenfliegern Open (72V max.) und Limited (20% Akku FAI Gewicht). Ready to Rock?

Wieder einmal hatten wir in Ballenstedt etwas Pech mit dem Wetter. Beim Briefing am Freitag regnete es noch, und Wind war deutlich zu spüren. Bis Samstagmittag / Nachmittag sollte das so bleiben. Erst danach war der Showdown zu erwarten.

Für mich selber lief die DM 2017 mal wieder suboptimal, um nicht zu sagen katastrophal. Für die Open Klasse (72V max. / aktueller Name F72) hatte ich mir ein hübsches 17s3000er Setup mit einem Scorpion 5040 Speed aufgebaut. Dieser Motor befeuerte eine neu konstruierte Luftschraube, die 12×27 EVO. Ergebnisse der Powercroco Speed Challenge 2017 flossen in das Setup mit ein. Im Projekt-X hatte ich noch 16s an einem 4540 mit der alten 13×27 (natürlich gekürzt) geflogen. Der 5040 hat eine niedrigere Drehzahl pro Volt, so dass die 17te Lipo Zelle in die CrocoBlade wanderte. Dieses Setup rockt! Aber der Reihe nach…

Den ersten Schaden an einem meiner Speeder hatte ich schon vor offiziellem Beginn der Veranstaltung am Freitag. Mit meinem Trainingsflieger (FireBlade Classic / 8s3000er) überprüfte ich die Kameras der Messanlage. Leider war das Gras der Piste noch sehr hoch gemäht und bremste beim Landen extrem ab. Dabei verdrehte sich das T-Leitwerk, und der Rumpf wurde beschädigt. Anschließend hat der Flugplatz Betreiber das Gras auf eine genehme Höhe getrimmt. Seku und Klebeband waren genug, um die FireBlade wieder einsatzfähig zu bekommen. Samstag früh das gleiche Spiel – Test der Messanlage – nur das diesmal eine Böe im Landeanflug ein Flächenende ins Gras drückte. Beim anschließenden Überschlag ist die SLW Flosse sauber abgebrochen, hatte wohl schon einen nicht sichtbaren Vorschaden vom Freitag. Mein Lieblings Speeder ist nicht mehr!

Bei den widrigen Bedingungen am Freitag und Samstagvormittag wollte ich mit der CrocoBlade nicht viel riskieren und führte lediglich ein paar Testflüge durch. U.a. testete ich mein Limited Setup mit alten Lipo Zellen, um ca. die 420 Km/h zu erreichen. Mit dem Setup bin ich so vorher noch nie geflogen, nicht optimal, wenn man auf einer DM mit begrenzten Durchgängen teilnimmt. Samstagmittag wurde das Wetter besser und ich konnte einen ersten ernsthaften Versuch in Open (72V max.) starten. Wind war noch deutlich, aber nicht mehr so ruppig. Die 12×27 EVO hat super zu meinem 17s3000er Setup gepasst (SLS Quantum 65C Zellen). Kein Schwingen der Blätter, satter Schub. Leider habe ich bei dem Run nur eine Strecke mit Wind getroffen, diese war mit 523Km/h aber sehr, sehr schnell. Mein Ziel für die DM waren 500Km/h im Mittel in der Strecke. Das Setup und der Flieger waren bereit!

Es zeigte sich ferner, dass meine CrocoBlade strukturell an ihre Grenzen kam. Bei den 500Km/h+ Anflügen reagierte der Speeder sehr behäbig auf das Höhenruder. Stellenweise kam bei einem Abfangbogen nach der senkrechten Beschleunigung nicht viel an Höhe, oder nur sehr verzögert! Die HLW Anlenkung ist bocksteif und das HVS930 Servo ausreichend stark. Zu 99% hat sich der Leitwerksträger bei den G-Belastungen verbogen und so eine direkte Wirkung des HLW verhindert. Je sanfter ich geflogen bin, desto weniger Probleme gab es. Aber, und das muss ich hier deutlich sagen, liegt es nicht am Hersteller der CrocoBlade. Dort hatte ich einen „leichten“ Rumpf geordert, damit ich im Gewichtslimit (75g pro dm² Flächeninhalt) mit den 17s3000 und dem dicken 5040 Motor bleiben konnte. Physik lässt sich nicht verarschen: Leicht und steif passt halt nur bis zu einem gewissen Limit. Und wir Speed Flieger operieren sehr nah am Limit, mit allen Komponenten die wir einsetzen.

Früher Samstagnachmittag, der Wind ist fast kein Thema mehr, die Sonne kommt raus, Luftfeuchte nimmt ab …. und das Leben meiner CrocoBlade geht dem Ende entgegen.

Akkus sind vorgeheizt, der Helm sitzt, Sonnenbrille ist geputzt, die CrocoBlade einsatzbereit. Nur Daniel, mein Caller und Helfer, kann mich bei diesem Flug nicht unterstützen, da er selber mit seiner FireBlade XL beschäftigt ist. Was jetzt? Plan B muss her, aber es gibt keinen Plan B. Irgendwer muss die CrocoBlade in die Luft befördern: Mario und Markus stehen zufällig an meinem Weg zur Startstelle. Markus übernimmt den Job. Bereit zum Start mit der 3,9Kg schweren CrocoBlade. Ich starte fast mit Vollgas, das sind ca. 6Kg Schub. Markus läuft an, plötzlich zeigt die Nase der CrocoBlade Richtung Boden. Aus Schreck nehme ich das Gas raus, in dem Moment schiebt Markus den Speeder ohne Motor Leistung in die Luft – 2m horizontal, 2m senkrecht runter dauert der Flug. Beim senkrechten Aufprall bricht der Heckausleger – Game Over für die DM 2017!

Meine Stimmung war am Boden, und ich glaube das hat man mir auch angesehen. Gefühlt war ich so drauf – YOUTUBE Video. Der Verlust der CrocoBlade war dabei eher weniger das Problem. Schlimmer war, dass ich jetzt keine Chance mehr hatte die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Die CrocoBlade war ein Einhorn, ich hatte keine Ersatzteile. 2 Modelle in einer Klasse wären erlaubt. Ohne Backup ist das Spiel vorbei. Die nächsten 30 Minuten wollte ich mit keinem Reden, und keiner mit mir. Danach war der Kopf wieder halbwegs frei und ich konnte den Kollegen helfen, dass deren Ziele erreicht werden.

Erst auf der Heimfahrt vom Event hatte ich Ruhe und Muße die Geschehnisse zu reflektieren. Vor allem bedauere ich, dass ich mich mit Markus nicht ausgesprochen habe. Denn eines steht unbestritten fest: Markus trifft an dem Startunfall keinerlei Schuld. Als Pilot trage ich die volle Verantwortung für alles, was da innerhalb des Durchgangs geschieht! Markus hat nie einen so großen Speeder mit solch einer Leistung vorher gestartet. Die Absprachen waren nicht ausreichend, gemeinsames Training nicht vorhanden. Wie kann ich da erwarten, dass alles fehlerfrei läuft? Mein Fehler, damit muss ich klar kommen. Markus – Sorry für mein Verhalten!

Ab Samstagnachmittag war meine DM 2017 somit beendet und ich konnte mich anderen Dingen widmen. Anbei exemplarisch 2 Highlights aus meiner Sicht…

Die 400Km/h Challenge
Daniel, mein Kollege aus dem Nachbar Verein, bestritt seine zweite Speed DM als Junior. Als sein Ziel standen die 400Km/h in der Strecke unter Wettkampfbedingungen im Raum. Seinen selbst gebauten Speeder hatte er im Frühjahr beim Erstflug leider zerlegt. Somit haben wir in einer etwas stressigen Phase zusammen eine FireBlade XL aus meinen Formen gebaut, damit er überhaupt was zum Fliegen hatte. Weil der Speeder etwas schwer und massiv geraten ist passten nur 10s3000er SLS rein. Das Setup haben wir auf 420Km/h Strecken-Speed gerechnet (mit etwas Reserve). Beim Einfliegen des Speeders in Gernsheim (Danke Thorsten und Lukas!) zeigte die FireBlade XL diverse Eigenarten. So richtig haben wir das bis zur DM in Ballenstedt nicht in den Griff bekommen. Wie wird sich die FireBlade XL in der Strecke machen? Ich war als Werfer und Caller immer dabei und unterstützte. Daniel hat es echt spannend gemacht: Schnelle Flüge, aber nur eine Messung. Schnelle Flüge, aber irgendwo in der Pampa rumgeflogen. Die Wenden oben öfters nicht sauber, so dass der Speeder mit Querruder in die Strecke gepresst werden musste. Querruder in der Strecke ist wie Anker werfen! Erst im letzten Flug am Sonntag ist der Knoten geplatzt: 420 Rechts und 409 Links ergaben eine solide 415Km/h als finales Ergebnis. Mental hatte ich mich schon auf eine Motivationsrede für die nächste 400Km/h Challenge vorbereitet, aber die Karte musste ich nicht ziehen. ? Daniel hat das solide durchgezogen, ist trotz der schlechten Durchgänge nicht aus der Ruhe gekommen. Sein 50% Akku Limit (über Telemetrie) hat er immer eingehalten, weitere „Tuningmaßnahmen“ waren zwischen den Durchgängen kein Thema. Wäre ich selber in der Situation gewesen, hätte ich sicher den Akku komplett leer gemacht. Hat sich die ganze Vorbereitung und der Einsatz doch gelohnt! Ich habe die Tür aufgemacht, aber durchgelaufen ist Daniel alleine. Zufriedene Gesichter am Ende, so soll das sein. Es war mir eine Freude den Weg zu begleiten. Auf zur nächsten Challenge…

Das zweite Leben meines Limited Akkus
Mein Zeltnachbar in Ballenstedt war das Speed Team Sachsen. Jens schraubt, Stanley fliegt. Angetreten sind die beiden sowohl in Open 72V als auch in Limited. Ich habe einige Flüche vernommen, weil das Setup wohl nicht so wollte, wie gedacht. Vor allem in der Limited Klasse wurde es spannend. Das 20% Akku Gewichtslimit hatten wir in diesem Jahr neu eingeführt, noch ist niemand in der Strecke damit unter Wettkampf Bedingungen geflogen. Rechnungen zeigten, dass die 400Km/h bei guter Abstimmung und optimalem Wetter in Reichweite waren. Christian hatte mit seinem Fluxxer eine 411 vorlegt. Dicht dahinter Kai, Stanley und Markus mit um die 400Km/h. Am Sonntag waren die Bedingungen super: Sonne, wenig Wind, Luftfeuchte ging stark zurück. Gegen 12:30 Uhr sollte die Veranstaltung enden, für den Showdown war alles gerüstet. Kurz vor 11:45 Uhr sah ich einen etwas deprimiert wirkenden Stanley in seinem Zelt. Sein Limited Akku hatte sich verabschiedet und war nicht mehr einsatzfähig. Darauf angesprochen meinte er, dass er einen 12s 1800mAh Akku benötigen würde, aber keinen Ersatz dabei hat. Wie es der Zufall so will war für meine CrocoBlade ein 15s 1800mAh Setup geplant (6+6+3 Konfiguration). Meine CrocoBlade war Schrott, die Akkus hatten 0 Zyklen drauf. Wäre doch schade, wenn die Lipos bei mir ohne Einsatz Staub ansetzen. In einer Chaos Aktion haben wir die Akkus als 12s Variante konfiguriert, geladen, gleichzeitig geheizt, 2x defekte Balancer Anschlüsse gelötet und passende Anschlusskabel hergestellt, den Schwerpunkt des Speeders korrekt eingestellt und den Typhoon XS startklar gemacht. Gegen 12:25 Uhr stand Stanley (immer noch Junior!) mit Jens als Werfer und Caller an der Startstelle. Stanley hungerte den Typhoon XS auf Höhe, wendete sauber und beschleunigte in die erste Strecke. Wenn ich mich recht entsinne gab es dort keine Wertung. Danach erneut ein hoher Aufschwung und eine Gegenwind Strecke mit 418Kmh. Spätestens nach diesem Run hätte ich in Bezug auf den Akku den Flug beendet. Die 1800er Akkus sind wirklich winzig, wenn man den dicken Motor und den 3 Blatt Prop dagegen antreten lässt. Aber Stanley hat den Knüppel vorne gelassen und ist eine weitere Strecke geflogen. Diese war super sauber und (Mit Wind) 460Km/h schnell! Jubel bei den Zuschauern. Wer jetzt in der Euphorie die Landung versaut hat seinen Sieg verwirkt. Das Modell muss flugfähig bleiben und darf kein Teil verlieren (außer dem Propeller). Nach der sauberen Landung stand Stanley als neuer Deutscher Meister in der Limited Klasse fest. Saubere Leistung! Ich war felsenfest davon überzeugt, dass der 12s1800er SLS Akku diesen Flug nicht überlebt hat. Aber ich sollte mich irren. Leerlauf Spannung ca. 3,74V, entnommen wurden exakt 75% der Kapazität (habe ich daheim ermittelt). Der Akku lebt heute noch, wenn auch nicht mehr in einem Speeder. Fazit: Ich habe zwar nichts gerissen auf der DM 2017, aber zumindest mein Akku hat einen Titel eingefahren. Mir hat die Sache enorm Spaß bereitet.

So, Ende für diesen Beitrag. Ich hätte noch viel erzählen können, aber das führt zu weit an dieser Stelle. Anbei einige Bilder ohne weiteren Kommentar (Danke an das Speed Team Rügen!) und am Ende die offiziellen Ergebnisse der DM 2017, geliefert vom DAeC. Danke an alle Teilnehmer, Helfer und Unterstützer dieser Veranstaltung!

Anbei noch 2 Restaurant Empfehlungen in der Umgebung


Athen – unser Haus und Hof Grieche in Ballenstedt
Alter Markt 1, 06493 Ballenstedt
Telefon: 039483 293


Brauhaus Lüdde in Quedlinburg
Blasiistraße 14, 06484 Quedlinburg
Telefon: 03946-70 52 06

Oliver Zanker

Oliver

...liebt Schokoladeneis in allen Variationen! :-)

Beruf selbstständiger IT Berater. Neben dem Computer Kram brauchte ich etwas handwerkliches zur kreativen Entspannung....so kam der Flugmodellbau in mein Leben.

Neben dem Modellbau bin ich leidenschaftlicher Windsurfer und oft mit meinem alten VW Bulli unterwegs. Mehr Infos gibt es unter "Wer schreibt hier?"