Wovon rede ich hier?
Natürlich vom Empfängerakku bzw. der Stromversorgung deines Modells.
Jeden wird es früher oder später treffen, oder hat es schon getroffen. Mir ist das natürlich auch schon mehrfach passiert. Warum? Weshalb? Was kann man machen? Legen wir los....
Der Empfängerakku .... klein und oft unbeachtet
Deinen ersten Einwand kann ich schon hören: Was ist mit BEC (Battery Eliminator Circuit)???
Würde ich mich als einziges System nicht drauf verlassen. Mir ist schon ein F5J Satori eingeschlagen, weil der BEC Chip auf dem Markenregler gestorben ist. Und in Leistungsmodellen hat ein BEC nichts verloren, weil da gerne mal die Regler (ESC - Electronic Speed Controller) komplett versagen oder sogar abrauchen. In dem Fall ist dein Modell verloren, eine Rettung unmöglich. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich fliege auch BEC in einfachen Schaumwaffeln oder kleinen E-RES Thermikseglern mit Motor. Aber alle Modelle mit Wert bzw. Leistungsmodelle sollten einen dedizierten Empfängerakku besitzen. Man kann auch BEC und Empfängerakku gleichzeitig betreiben (Stichwort Redundanz), aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Das behandeln wir ein anderes mal...
Ein Empfängerakku ist meist nur notwendiges Übel, und so wird er oft auch behandelt. Wie man das besser machen kann liest du weiter unten in diesem Artikel.
Empfängerakkus - the Good, the Bad, the Ugly
Ein 4 Zeller (4,8V) Eneloop 800mAh (AAA Format) hat als Empfängerakku nichts verloren! Da habe ich schon zu viel Mist erlebt. Diese Zellen sind nicht dafür gebaut die Ströme moderner Servos zu liefern, vor allem wenn es kühler ist wird es kritisch (Herbst/Winter). Es gibt bessere Zellen. Punkt.
Industriezellen NiMH sind ein erster guter Ansatz. Die Hersteller KAN und GP haben sich schon lange bewährt, auch unter schweren Bedingungen. Verfügbare (sinnvolle!) Kapazitäten zwischen 300mAh und 700mAh sollten ausreichen für fast jeden Anwendungsfall. Ok, die Großsegler mit 15 Servos und ewigen Thermikflügen werden sich hier nicht wiederfinden. Du verstehst schon was ich meine.... 🙂
Lithium-Eisenphosphat (LiFe) Akkus habe ich z.B. in meiner MicroBlade als Empfängerakku im Einsatz. Die Nennspannung beträgt nur 3,3V/Zelle. Bei einem 2 Zeller unter Betriebsbedingungen kann man mit 6V rechnen, genau passend für Servos aus den alten Tagen. Natürlich kann man auch moderne HV (High Voltage) Servos damit betreiben, nur mit etwas weniger Leistung (auf Grund der niedrigeren Spannung) im Vergleich zu LiPo Zellen. Schaut euch folgende Zellen an:
- Hacker TopFuel ECO-X - 2S/600mAh / 6.6V
- Spektrum 6.6V 300mAh 2S LiFe Receiver Battery
- FOXY Li-Fe - 500mAh / 6,6V RX
Lithium-Polymer (LiPo) Akkus habe ich in allen meinen anderen Speedmodellen als Empfänger Packs im Einsatz. Siehe dazu den nächsten Abschnitt. Nennspannung ist hier 3,7V/Zelle. Voll geladen liegen über 8V Spannung an (bei einem 2s Pack), was nicht jedes Servos abkann. Daher bitte nur verwenden, wenn alle Komponenten für 2s LiPo freigegeben sind!
Welche Größe/Kapazität soll ich nehmen?
Schwer da einen allgemein gültigen Vorschlag zu geben. Auf keinen Fall zu klein! Denn sonst transportierst du dein Modell in einer kleinen Plastiktüte nach Hause, in handlichen Einzelteilen. Mir ist das mal mit einem Kunstflug Modell der 6s Klasse passiert. Habe den Empfängerakku aus Gewichtsgründen so gewählt, dass 2 Flüge am Tag damit locker gehen. Samstag war ich fliegen, und am Sonntag habe ich aus Versehen den schon benutzten (statt des frischen!) Akkus eingebaut. Flug 3 keine Probleme. Flug 4..... plötzlich keine Reaktion mehr..... Einschlag.... Totalschaden. Wegen 20g Gewichtsersparnis war der schöne Flieger hin. Mit einem etwas größeren Empfängerakku wäre das nicht passiert. Das Mehrgewicht merkt man in der Regel nicht. Wettbewerb kann eine andere Nummer sein, aber dazu gleich mehr.
Speedmodell - 2s300mAh
Es dürfte bekannt sein, dass ich den Speed Modellen zugeneigt bin. Diese Modelle betreibe ich immer am Limit, oft auch darüber hinaus. Wenn ein Regler versagt schiebe ich das nicht auf den bösen Hersteller! Die Modelle haben einen hohen Wert für mich, stellenweise stecken viele Stunden Arbeit in den Eigenbauten. In allen meinen Speed Modellen, von den F5D Modellen mit 1000g bis zu den großen Speedern mit 4Kg, steckt immer ein externer Empfängerakku. Und zwar ein 2s300mAh Lipo mit 15g Gewicht.
Ist mit diesem System immer eine Rettung des Modells möglich? Klare Antwort: Nein!
Mir ist mal ein F5D Speeder mit 10s1800er Akku eingeschlagen, weil das Dingens komplett in der Luft abgebrannt ist. Erst ist der Regler hochgegangen, dann haben die Lipos Feuer gefangen. Als das Feuer die Kabel des Akkus entlötet hat war ich gerade im Landeanflug. Schade, hätte es 15s länger gehalten wäre eine Landung möglich gewesen. Der Lipo selber war zwar schwarz vom Ruß, aber noch OK. Nur ohne Kabel zum Empfänger nützt das nichts.
Ist 2s300mAh nicht ein wenig klein? Nein, ich habe es in vielen Jahren Praxiseinsatz getestet. Mehr als 30-70mAh geht bei einem meiner Flüge nicht raus, und ich messe den Verbrauch nach JEDEM Flug. Die hohen Werte hat es nur dann, wenn ich lange auf den Start warten muss. Mit Reserve ausgelegt langen 300mAh bei meinen Modellen, zumal die 15g Gewicht verschmerzbar sind. Kleinere Lipo würde ich nicht einsetzen, obwohl es mittlerweile kleinere Zellen gibt.
Check nach der Winterpause
Am Anfang der Saison prüfe ich ALLE meine Empfängerakkus nach dem hier gezeigten Prinzip. Dieses Vorgehen jetzt hier exemplarisch für meine 2s300mAh Lipos in den Speedmodellen. Vor wichtigen Wettbewerben wiederhole ich den Vorgang. Beim kleinsten Verdacht auf Fehler gehen die Akkus zum Recyclinghof! Ein 5EUR Bauteil darf niemals zum Sicherheitsrisiko werden. Ohnehin kaufe ich 2-3 Akkus pro Saison neu.
Jeder Lipo bekommt einen vollen Lade/Entladezyklus, der manuell überwacht wird. Punkt 1 - der Empfängerakku sollte Lagerspannung haben. Ist dies nicht gegeben, und die einzelnen Zellen variieren sehr stark, ist das ein erstes Warnsignal. Einmal komplett mit 1C laden, in meinem Fall mit 300mA. Los geht's mit der 1C Entladung...
Was beobachte ich während der Entladung?
- Sind Minimum 2/3 der Kapazität gegeben? Bei 300mAh also min 200mAh
- Brechen die Spannungen der Einzelzellen unterschiedlich ein?
- Bläht sich der Lipo oder wird heiß?
- Sind die Kabel OK? Steckerverbindungen ohne Spiel?
In dem oben gezeigten Entladezyklus ist alles in Ordnung. Schon mehr als 200mAh Kapazität entnommen, die Einzelzellen haben gleiche Spannung. Dieser Akku scheint gesund. Warum nur "scheint" gesund? 100% Sicherheit gibt es nicht!
So kann das nach dem Testzyklus aussehen. Der untere Akku war mal in einem Flieger, der abgebrannt ist, die Schmauchspuren kann man noch erkennen. Zum Spaß lasse ich solche Zellen den Zyklus mitlaufen. Diese Lipos nehme ich nur noch für den Bastelraum/Keller und Tests am Boden her. In die Luft kommen derlei Lipos nicht mehr.
So ist mein mobiles Ladesystem aufgebaut: 3s5000er Akku als 12V Stromversorgung, ISDT Lader mit passendem Anschluss. Die Testzyklen laufen im Keller, Zeitung lesen, Computerarbeit nebenher mit. Das gleiche System setze ich bei Wettbewerben ein. Never change a running System!
Routine im Wettbewerb
Im Wettbewerb, das kann man natürlich auch für den normalen Flugbetrieb adaptieren, sollte ein klares System/Routinen vorhanden sein, wie man mit seinen Empfängerakkus umgeht. Folgende Fragen vorab klären:
- Wo befinden sich die geladenen Akkus?
- Wo werden geflogenen/entladenen Akkus gelagert?
- Was passiert mit defekten Empfängerakkus?
Bonus - Check der Servoströme
Der beste Empfängerakku wird nichts nützen, wenn die Servos den Speicher im Flug leersaugen. Ohne Telemetrie bzw. Vario mit Spannungsanzeige wird man davon bis zum Absturz kaum was mitbekommen.
Beispiel: Ich hatte mal einen 4m Scale Segler mit Schleppkupplung und Störklappen. Eingebaut eine EMCOTEC DPSI Doppelstromversorgung mit 2 parallelen Akkus. So ein System ist normalerweise über alle Zweifel erhaben. Im Landeanflug meldet sich plötzlich das Vario - VORSICHT Spannung!
Was war da los? Die Störklappen haben über 3A Dauerstrom zusätzlich gezogen und das System über das Limit gebracht. Ohne das starke DPSI wäre zu 99% ein Absturz erfolgt. Seit diesem Vorfall checke ich alle Kanäle getrennt durch. Womit? Damit..
Das Power Meter System wird zwischen Empfängerakku und Empfänger eingebaut, und kann die fließenden Ströme messen. Habe das mal bei Hobbyking gekauft, der genaue Name ist mir leider entfallen. Um bei dem Beispiel mit dem 4m Scale Segler zu bleiben stellte sich folgendes heraus:
- Bei geöffneter Schlepp Kupplung flossen 1,5A
- Bei voll gefahrenen Störklappen zusätzlich 3A
Die Servos sind auf einen mechanischen Anschlag gelaufen, was die Last produzierte. Mittels Wegeeinstellung (Reduzierung) über den Sender konnte jedes Servo entlastet werden. Zuerst ermittelt man die Grundlast des Systems: Im obigen Bild ca. 80mA. Jetzt wird jeder einzelne Kanal separat über den kompletten Servoweg vermessen. Nach Belastung muss das System immer wieder auf die Grundlast zurückgehen. Ist das nicht der Fall steckt ein Fehler im System.
Mittlerweile ist das bei mir zur Routine geworden. Neue Modelle werden beim Bau genau vermessen, jeder Kanal einzeln. So findet man Fehler beim Bau bzw. defekte Servos. Besser den Zusatzaufwand im Keller investieren, als später die Einzelteile des Modells im Müllsack transportieren zu müssen.
Solche Messgeräte laufen unter der Bezeichnung "Watt Meter" oder "Power Meter". Anbei 2 direkte Links zu Produkten, die ich aber NICHT kenne.
Bonus - Basiswissen Verkabelung
Am vergangenen Wochenende musste ich wieder einen Absturz beobachten, der absolut vermeidbar gewesen wäre. Schneller Verbrenner Flieger..... auf einmal Empfangsausfall, Looping, Einschlag 20m von Zuschauern entfernt. Der Pilot sagt der Sender hätte Empfangsverlust des Empfängers gemeldet, aber der LiIon Akku war brandneu und geladen. Was war da los?
Als ich die Reste des Fliegers checke sehe ich, dass das Kabel des Empfängerakkus sehr alt ist und nicht mehr im Empfänger steckt. Zu 99% hat es das Kabel rausgeschüttelt. An keinem der Kabel im Empfänger war eine Kabelsicherung vorhanden!
Das hier ist nur als Empfehlung zu werten, ihr könnt natürlich auch andere Lösungen umsetzen. Wichtig ist nur, dass an der Stelle nicht gepfuscht wird. Was nützt dir die beste Stromtechnik/Akkus, wenn die Kabel/Stecker versagen?
Zugsicherung Kabel zum/vom Empfänger
Den Kabelstrang, der aus dem Empfänger führt, umwickele ich mit Gewebetape nahe der Servoanschlüsse. Anschließend nehme ich weiteres Gewebetape und lege das halb auf den Kabelstrang und den Empfänger. Damit ist eine Zugsicherung erstellt, und kein Kabel kann einzeln rausfallen. Das geht schnell und hat sich über die Jahre bewährt. Bonustipp: Wenn ich z.B. nur Kabel in Kanal 1,2,3 und 5 habe, dann stecke ich einen alten Servostecker auf Kanal 4, so dass dort keine Lücke entsteht. Ein Stück passendes Balsa erfüllt den gleichen Zweck. Kein Druck auf die Pins der Empfängeranschlüsse.
Videos und weitere Quellen
Absturz HJK Elysium (F5B Hotliner/Speeder) - VIDEO1 (14min) - VIDEO2 (7min)
Bei Video1 ab Minute 4:00 sieht man die verschmorten Kabel des Empfängerakkus. Im Grunde wurde hier alles richtig gemacht: Kein BEC, externer Empfängerakku, Empfänger und Empfängerakku so weit wie möglich entfernt von Regler und Akkus. Trotzdem langt das nicht in allen Fällen. In Video2 sieht man zuerst weißen Rauch, der erste Lipo hinter dem Regler gibt auf. Dann schwarzer Rauch, der Regler brennt. Jetzt gibt es einen Kurzschluss im System, die Kabel verschmoren. Der Kurzschluss zieht die Spannung des Systems nach unten..... Einschlag.
Weitere Links und Quellen:
Langer Artikel von ACT Europe zum Thema Sicherheit. Absolut lesenswert!
Weitere Videos bzw. Quellen werde ich hier verlinken, wenn sie zum Thema des Artikels passen. Wer passende Beispiele hat kann mir gerne den Link schicken. Kurze Nachricht über KONTAKT genügt. Danke!
Fazit - Was ist deine Meinung?
Langer Artikel, aber das musste raus. Wie sind deine Erfahrungen mit Empfängerakkus? Hast du schon Modelle deswegen geopfert?
Schreib mir gerne ein paar Zeilen über den KONTAKT Bereich. Jede Frage wird beantwortet, garantiert!
In meinen neuen Satori F5J werde ich ein BEC mit zusätzlichem Empfängerakku als Backup verwenden. Das Ganze wird als Hot Standby Failover System ausgeführt, so zumindest der Plan. Die komplette Elektronik werde ich in einem anderen Artikel vorstellen und dokumentieren.
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Dann bleiben wir in Kontakt. Versprochen. 🙂